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the empyrean
Lügen sind tröstlich. Die Wahrheit ist schmerzhaft.
— Rebecca Yarros, Flammengeküsst

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[ he/him ] • [ 21 Jahre alt ]
Gruppe
Flieger
Beruf
in Ausbildung
Jule
gespielt von
24.10.2025, 14:03 569 Wörter 3416 Zeichen
#1
Durchatmen.
Das hier ist nicht das Schlimmste, das ich jemals getan habe.

Red’ ich mir zumindest ein. Tatsächlich kann ich mich nicht wirklich daran erinnern, wann ich zuletzt etwas wirklich waghalsiges getan habe, etwas, das mir nicht das Leben kosten könnte, wenn die Götter sich einen bitteren Spaß erlauben. Ich kenne das Gefühl von Adrenalin, das durch meinen Körper rauscht. Ich kenne die Ungewissheit und all’ die was wäre, wenns, die hinter halsbrecherischen Aktionen wie diesen hier lauern und doch ist’s ganz anders als sonst, anders als die Versuche, unbemerkt Waren vom Markt zu stehlen. Weil halsbrecherisch hier nicht nur ein überspitztes Wort für gefährlich ist, sondern potenziell blanke Realität.

Von einer Klippe ins Wasser springen, ist… gar nicht mal so gefährlich, wie es eigentlich klingt. Ich weiß, dass es Menschen gibt, die sich das zum verdammten Hobby gemacht haben, wenn das Leben nicht Kick genug ist, aber ich gehör’ ganz bestimmt nicht dazu. Dass nach einem gescheiterten Sprung – keiner Bindung zu einem Greifen – die Zuordnung zu einem anderen Quintanten ansteht, verrät ja auch eigentlich schon, dass der Tod nicht unbedingt die Antwort auf ein Scheitern ist, und doch… – ich wüsst’ so gern, ob jemand Statistik führt, wie viele Anwärter:innen über die Jahrhunderte hinweg unglücklich gefallen sind. Kann mir gut vorstellen, dass es bei den Chronist:innen durchaus jemanden gibt, der Buch darüber führt, weil doch so ziemlich über alles Buch geführt wird, über das man’s tun kann, oder?

Doch jetzt ist’s dafür auch zu spät. Obwohl ich rein theoretisch umkehren und einfach der Legion – oder eben jenen Chronisten – beitreten könnte, geb’ ich alles dafür, mich gegen den Gedanken der Flucht zu sperren. Du schaffst das, Ajax. Sei kein Idiot, kein Feigling, nicht wie sonst. Beweis es dir selbst. Hab’ mir das hier so sehr vorgenommen – ich kann das, kann Flieger sein, den nötigen Mut haben, mich und besonders meinen Kopf überlisten. Warmer Wind fährt mir durch’s Haar, ich atme ihn ein, doch schaff’s nicht gänzlich, die Zweifel loszulassen, die schon seit ich Denken kann meine Begleiter sind. Nichtsnutz, Loser, Abschaum. Ein Kind von der Straße, Kanonenfutter. Meine Hand ballt sich zur Faust.

Ich weiß nicht, ob ich mehr bin als das. Aber ich bin bereit, es herauszufinden. Wer fliegen will, muss springen – und vertrauen. Das kann ich. Nicht immer mir selbst, aber dem Leben, den Göttern – wie sonst hab ich’s trotz allem bis hierher geschafft? Und ist die Zeit, die ich bereits auf dieser Erde verbracht hab, dem Sprung ins Ungewisse, der mir unmittelbar voraus steht, nicht gar nicht mal so unähnlich? Hab’ schließlich nie gewusst, wie der nächste Tag aussieht, nie, was kommt – ob ich genügend Essen bekomme, die kalten Nächte überlebe, das aufgeschlagene Knie zur gefährlichen Infektion wird. Hatte Schmerzen und Angst und mehr Sorgen als messbar sind, doch kann jetzt hier stehen, mit den Zehenspitzen gleich am Abgrund, einen letzten, tiefen Atemzug nehmen. Schlag keine Wurzeln, Junge. – die Stimme der Lehrkraft klingt nicht streng, eher belustigt, doch sie reißt eine Schneise in meine Gedanken. Wurzeln schlagen, doch, das ist, was ich an der Cliffsbane Akademie, im Militär, tun will. Doch dazu gehört erst einmal eines: Loslassen. Springen – und ich tu’s.




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based on "the empyrean"-series by Rebecca Yarros